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Review: Woodstock Forever 2024

Wen man auch fragt, im Grunde fahren die meisten nicht wegen der Musik, sondern wegen der Menschen auf dieses und andere Festivals. Das improvisierte Lager auf der großen Wiese, das sich langsam zusammensetzende Camp auf dem abgesteckten, auch für die Spätankömmlinge am Freitag noch zu verteidigende Areal, die überbordenden Frühstücke, bei denen jeder auf den Tisch legt, was er hat, oder die neu eingeführten, und bald schon von allen ernst genommenen Essenszeiten sind die Ankerpunkte in diesen Tagen.

Und dann ist da natürlich die Musik: Beim Woodstock Forever ist das immer eine prickelnde Mischung aus alten Helden und neuen Entdeckungen. Zu der ersten Fraktion gehörte in diesem Jahr Martin Barre, der langjährige Gitarrist von Jethro Tull. Für einen 78-Jährigen sprang er mit erstaunlicher Energie über die Bühne und verpackte seine zahlreichen Signatur-Soli in frische Arrangements der Tull-Songs. Dazu gab es auch hörenswerte eigene Songs – ein echtes Highlight!

Ebenfalls als Urgesteine des Progrock angekündigt war die Schweizer Band Krokodil, die aber trotz Originalbesetzung Schwierigkeiten hatte, ihren 1972 kreierten Sound überzeugend in die Thüringer Nacht zu schicken. Bewährt energetisch und voller ungebrochener Spielfreude waren dagegen Manni Neumeier und seine Mitstreiter von Guru Guru, die weiterhin begeistert für unseren ‘Saft‘ sorgen. Gong waren besser drauf als drei Wochen vorher auf der Zappanale und Flor de Loto haben den von Jethro Tull perfektionierten Flötenrock überzeugend nach Südamerika überführt.

Echte Überraschungen boten schon am Donnerstagnachmittag Dirty Sound Magnet aus der Schweiz, ein psychedelisches Power-Trio mit Mut zum Träumen. Oder am Freitag die umwerfende Rosalie Cunningham mit einer erstaunlichen Mischung aus melodischem Rock, psychedelischem Powerblues und englischem Folk. Und auch Julian Sas durfte die Freunde des ausufernden elektronischen Gitarrenspiels schon am hohen Mittag erfreuen.

Die Nächte waren dann eher gediegener Kost vorbehalten, wobei in diesem Jahr erstaunlich viele Hendrix-Songs gespielt wurden, gerne auch öfter. Die Hamburg Bluesband war wie erwartet eine Bank, bei der Inga Rumpf in diesem Jahr durch Heidi Solheim, die Stimme der norwegischen Bluesrockband Pristine, mit großem Einsatz ersetzt wurde. Große Shows boten tief in der Nacht Doctor Victor und zum Abschluss Voodoo Room, wieder aus England und wieder mit ausgiebigen Hendrix-Coversongs im Angebot.

Als man am Sonntag nach drei durchkämpften Nächten im Camp die Augen wieder halbwegs aufbekam, liefen bald die Tränen: Der ersehnte Regen spülte viele Festivalbesucher gegen ihren ausdrücklichen Willen zurück in das andere Leben

Woodstock Forever 2024
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